AHOI COLOMBO!

von AK & Tom

AKs erster Blogversuch:

 

Tja, nun ist es so weit – ich sitze mit hoch gelegten Füßen und dem Laptop auf den Knien in einem wunderschönen Strandhaus auf Sri Lanka. Mit Blick auf Palmen und Hängematten rauscht neben mir das Meer und die Wellen bahnen sich ihren Weg den goldgelben Strand hinauf. Die Tastatur wackelt bedenklich auf meinem Knie und fast werde ich etwas seekrank beim Anblick der Buchstaben und Wörter, die ich tippe. Den ersten Blogeintrag soll ich schreiben...ob mir das wohl gelingen wird? Wie geht das eigentlich „Blog schreiben“? Ich kann Emails und Whatsapp, auch To Do-Listen und Einkaufszettel kriege ich ganz gut hin. Aber Blog schreiben ist ja fast wie Tagebuch und dazu hatte ich noch nie die notwendige Muße und Disziplin um dauerhaft dran zu bleiben...


Noch dazu, soll es ja auch irgendwie spannend sein und interessant geschrieben. Ob ich dafür geboren bin, weiß ich nicht – noch nicht! Auf einen Versuch kommt es an und das ist er nun: der erste Versuch! Ihr seid also quasi gerade live dabei wie der erste Absatz entsteht und ich hoffe, ihr seid noch da...

 

Mir fällt zumindest schon mal auf, dass man sich ganz schön konzentrieren muss, um nicht ständig abgelenkt zu werden. Irgendwo auf der Veranda um die Ecke tauscht sich Tom gerade über Reiseziele aus, vor mir auf der Wiese versucht Paulina mit einem Palmwedel Golf zu spielen und die Hundedame Nana drückt ihre schwarze Nase an mein Knie, ihr ist langweilig und sie würde sooo gerne jetzt spielen. „Ich kann jetzt nicht, Nana! Ich versuche zu schreiben!“ Ahhh diese nervigen Moskitos, alle drei Sekunden nehme ich die Hände instinktiv von der Tastatur um zu Wedeln... ein Traum. Dabei hab ich noch nicht mal angefangen von unseren ersten paar Reisetagen zu schreiben und euch zu erzählen, was bisher geschah. Erst mal ein großes Glas Wasser holen, es sind über 30 Grad tropische Hitze – vielleicht klappt es dann besser. Hallo Prokrastination!

 

So, es ist also heute der 31. Dezember und es ist jetzt genau fünf Tage her, seit wir uns in Frankfurt von Deutschland verabschiedet haben um die Welt zu entdecken - und ziemlich genau ein halbes Jahr her, seit der endgültige Grundstein gelegt wurde, uns in ein neues Abenteuer zu stürzen: Weltreise, ein halbes Jahr, Horizont erweitern, Länder entdecken, Kulturen erleben, Menschen kennenlernen, Zeit zum reflektieren haben. Zweisamkeit mit Tom, gemeinsam Wachsen, in unserem Tempo treiben lassen, ohne genauen Plan, Dinge auf uns zukommen lassen - raus aus dem Hamsterrad, AHOI WELT!

 

Erstes Land: Sri Lanka

Erster Ort:  Colombo

 

Positionswechsel – der Laptop wackelt zu sehr hin und her und hinterlässt unschöne Abdrücke auf den Knien.

 

Colombo also, wir kommen am frühen morgen an, die Sonne ist gerade aufgegangen und auf der Flugzeugtreppe begrüßt uns die Hitze, es sind über 30 Grad und der Atem stockt sofort. Das ist er, dieser Sommer! Hier hat er sich also versteckt. Aus dunkel und kalt wird hell und warm, wie wundervoll! Für ein paar Minuten genießen wir die warme Luft bevor wir uns im eisgekühlten Flughafengebäude auf den Weg zur Passkontrolle machen um uns den erste Einreisestempel abzuholen (manche sammeln die ja wie Abziehbildchen, haha...ok, wir auch). Wir stellen uns an die kürzeste lange Schlange und als sich nach ein paar Minuten immer noch nichts tut, kommt ein netter Mann in Uniform und zeigt mit dem Finger Richtung Ende der Halle „If you EU, you can go over there, not so many people“. Ah cool, nichts wie hin da. Wir laufen um die Ecke und stehen in einer noch längere Schlange. Danke für nichts, aber immerhin geht es hier schneller und wir kriegen den ersehnten Einreisestempel und einen tollen Aufkleber:„Tourist Visa, Expiry Date: 26.01.2017“ Ääääh Moment. Hatte Tom nicht gesagt unser Weiterflug geht am 28.01. nach Bangkok?

Ich:    „Schaaaatz, guck mal daaaaa!“

Schatz: „Oh fuck!“

 

Gut, dann hätten wir ja auch gleich was zu tun in Colombo: Visum verlängern, denn Flug umbuchen fällt leider aus wegen „is nich“. Da ist es also, das erste Abenteuer. Tadaaa! Hat ja nicht lange auf sich warten lassen.

 

Wir sind kaputt vom langen Flug und entscheiden uns gegen eine Busfahrt ins Stadtzentrum – zu kompliziert und das ganze Gepäck... man muss ja nicht gleich am ersten Tag schon übertreiben (jetzt muss ich selbst über uns schmunzeln, war ja klar...Abenteuer bitte zunächst in kleinen Dosen). Stellen wir uns also in die Taxischlange und lassen die wuselige Ankunftshalle erst mal auf uns wirken. Vier Schlangen, drei kaputte und einen funktionierenden Geldautomaten später, sitzen wir also im Taxi, zu unserem ersten B&B im Stadtzentrum Colombos. Die Sonne steht noch tief und wir sehen die ersten Palmen. Überholen klapprige, vollgestopfte Busse, stellen fest, dass Fahrspuren nur Empfehlungen zu sein scheinen und dass hupen besser ist als nicht hupen.

 

Während ich so schreibe und langsam merke, dass ich schon ganz schön lange hier sitze und mir die Frage stelle, ob das nicht alles etwas ausführlich ist und ob das überhaupt irgendwen interessiert, beschließe ich, dass es doch eine tolle Idee wäre, wenn Tom und ich uns mit dem Schreiben abwechseln würden. Vielleicht wird das auch zum Lesen spannender, wenn sich der Stil mal abwechselt? Praktischerweise hat sich Tom sowieso gerade mit einer Tasse srilankanischem Kräutertee gegen die sich ankündigende Erkältung zu mir gesellt und ich kann meine tolle Idee gleich präsentieren. Patsch, wieder ein Moskito weniger und ich gebe den Laptop ab – erst mal entspannen, puh war das anstrengend! Fühlt sich noch nicht an, als wäre ich die geborene Autorin.

 

Toms erster Blogversuch:

 

„Muss ich jetzt sofort weiter schreiben?“ Ist mein erster Satz, nachdem ich den Laptop bekommen habe. Mir ist nämlich heiß und es kratzt im Hals. Ich wollte mich nur mal mit meinem Tee an den Tisch setzen und da bekomme ich die grandiose Idee von meiner Frau präsentiert.

 

Na gut, also, wo waren wir stehen geblieben?

 

Wir schlagen also um 7:00 morgens im Hostel auf, natürlich ist das Zimmer noch nicht fertig – hatte ich auch nicht wirklich erwartet. Kurz umgezogen und ins Abenteuer „Visa verlängern“ gestürzt.

 

Wo sind wir überhaupt und wo genau müssen wir hin? Nachdem uns das Mädel an der Rezeption zuerst zur indischen Botschaft schicken wollte (wahrscheinlich muss sie da selbst immer hin) und uns das irgendwie komisch vorkam, haben wir glücklicherweise einen Blog gefunden, in dem alles gut beschrieben wurde. Also auf zum „Immigration Services Office“ nur ca. 3 Kilometer die Hauptstraße entlang. Frohen Mutes spazieren wir los. Alles ist spannend, die Menschen freundlich, wir werden gemustert von oben bis unten, schauen uns Gebäude an, staunen über die guten Bürgersteige, lassen das Gehupe und die vorbeiziehenden Gerüche auf uns wirken. Es ist heiß, eigentlich viel zu heiß zum bewegen und das schon am Morgen. Diese Kombination - angereichert durch Jetlag - ist wohl auch dafür verantwortlich, dass wir zwei mal zum Hostel zurück laufen musste um zunächst die Pässe (wäre ja schon gut, wenn man die dabei hätte...) und dann auch noch die (zum Glück zu Hause schon auf Vorrat geschossenen) Passbilder zu holen. Für die vergessene Sonnencreme sind wir dann nicht noch einmal gelaufen. Gnaaa!

 

Die ersten Erinnerungen an vergangene Asienurlaub kommen relativ schnell hoch, es ist laut, es ist stickig, es ist laut und stickig – Tuk Tuk Mister? Sir, you wanna Tuk Tuk? Nein danke, heute wollen wir die Stadt zu Fuß erkunden.

 

Nach einer gefühlten Ewigkeit und schon jetzt mit tropfnassen T-Shirts haben wir nach 3 km das Immigration Services Office endlich gefunden und wir hatten tatsächlich Glück: wir waren die einzigen an diesem Morgen. Beim Ausfüllen der Formulare wurde uns freundlich geholfen und dann durften wir auch schon die Pässe abgeben und bezahlen. Ein paar Stunden später, die wir im wunderschönen schattigen Innenhof eines Cafés mit eiskalter Limonade und den Nasen im Reiseführer verbracht haben, waren die Pässe fertig. Falls wir also Lust haben, können wir jetzt offiziell bis März auf Sri Lanka bleiben. Selten so einfach einen Amtsweg erledigt (und wir mussten nicht mal jemanden bestechen! Wie langweilig...)

 

Als nächstes auf der Liste: Hunger! Wo gehen wir essen? Nach einem ausgiebigen Jetlag-Nachmittagsschläfchen, waren wir irgendwann wieder wach und die Lebensgeister verlangten nach Nahrung.

 

Die Wahl fällt auf ein Restaurant mit einheimischer Küche – es wurde ja Zeit, dass wir uns mal den srilankanischen Gerichten nähern. Das Restaurant war allerdings ein Stück weiter weg und Laufen keine Option – also stand uns die erste Tuk Tuk-Fahrt bevor. Hand hoch, Tuk Tuk kommt, Fahrer hält. „Where you go?“ Wir haben dann mit dem Name des Restaurants und der Straße sowie mit Hilfe von Google Maps versucht zu erklären, wo wir hin wollten - und viele Fragezeichen im Gesicht des netten Fahrers später, ging es los durch den Verkehr von Colombo. Die Fahrt war auch gar nicht so rasant wie zunächst befürchtet. Wir knatterten die Straßen entlang und wurde rechts und links von allen hupend überholt. Wie nett, der weiß bestimmt, dass die Touris immer Angst haben und fährt extra langsamer. Knatter, knatter, blubber, gurgel, aus. Das Tuk Tuk steht, irgendwo im Gewusel des Verkehrs. Startversuch. Nichts. Erneuter Startversuch. Nichts. Tuk Tuk Tot. Wir schauen uns an, ziehen die Schultern hoch, sind verwirrt, „und jetzt?“ Der Fahrer steigt aus, murmelt etwas, hinter uns hupt es weiter wie verrückt. Im Rückspiegel sehen wir, wie der Fahrer aus einer Colaflasche Benzin (oder was auch immer) nachschüttet. Achsooo, klar, Tank leer. Logisch... die Fahrt kann weiter gehen.

 

Im Restaurant angekommen bestellen wir „Einmal alles in Probiergröße bitte – und NICHT SO SCHARF!“ und es kommen Hühnchen-Chili-Curry, weißes Fischcurry, Hoppers mit Ei und String-Hoppers in weiß und braun, Fischbällchen, Linsencurry, allerlei undefinierbares Gemüse, Chutneys und Kottu Rotti. Alles wirklich super lecker und (natürlich) saumäßig scharf.

 

Positiv überrascht von den tollen Gewürzen und interessanten Kompositionen fährt uns ein blitzschnelles Tuk Tuk (auch dieser Fahrer konnte glaube ich nicht lesen, keine Buchstaben und keine Karten; dafür hat er ein Handy und ruft einfach im Hostel an um sich den Weg erklären zu lassen) zurück zum Hostel und wir kriechen im Wind der Klimaanlage ins das riesige Bett und schlafen 12 Stunden durch.

 

AK schreibt den Schluss - „schnell und kurz“:

 

Am zweiten Tag haben wir uns noch einmal durch Colombo treiben lassen und sind sagenhafte 11,8 km gelaufen (den ersten Sonnenbrand gab es gratis dazu) um uns die Strandpromenade und Altstadt mit ihren teilweise schön restaurierten Gebäuden, den wuseligen Bahnhof von dem wir am nächsten Morgen weiter fahren wollten und allerlei Märkte anzusehen. Am spannendsten war der Gemüse- und Obstmarkt anzusehen. Die Farben und Gerüche sind überwältigend und wir sind die einzigen westlichen Gesichter weit und breit. Wir sehen knallbunte Bananen-Laster, hunderte von kleinen Shops vollgestopft von oben bis unten mit Dingen, die die Welt so braucht und überall wird uns noch unbekanntes Essbares angepriesen, kunstvoll gestapelt auf riesigen Blättern am Boden oder drapiert hinter Glasscheiben. Die Eindrücke sind so vielfältig und fremd, dass wir auf dem engen Bürgersteig schweigend hintereinander her dackeln und versuchen mit niemandem zusammen zu stoßen. Als plötzlich eine Qualmwolke aufzieht und ein paar Meter weiter alle Husten, wussten wenige Sekunden später auch wir, dass einem die ätherischen Öle von frisch geröstetem Curry den Atem rauben.

 

Apropos Essen - abends sind wir in einem Restaurant namens „The Fat Crab“ gelandet, wo die (angeblich) weltberühmte srilankanische Matsch-Krabbe serviert wird. Riesig war die, aber trotz mitgeliefertem Hammer hat sie sich ganz schön gegen das Gegessen werden gewehrt. Die bei jedem hämmern in alle Richtungen spritzende Soße hat nicht nur Tom und mich sondern mit Sicherheit auch benachbarte Gäste getroffen. Ein riesen Spaß (nicht) und jetzt macht auch der Restaurant-Slogan Sinn: „No fuss, make a mess!“

 

Voll gefuttert und glücklich fallen wir ins Bett – das waren sie also, die ersten zwei Tage unserer Reise. Colombo war heiß und spannend, freundlich und laut und lecker und definitiv eine Erfahrung wert. Jetzt sind wir mehr als reif für ein wenig Ruhe und Strand sowie ein langsameres Tempo. Davor steht „nur“ noch eine klitzekleine Zugfahrt morgen früh! Es bleibt also spannend.

 

Und das ist er nun, der erste Blogeintrag von uns. Gerade noch so in 2016 verfasst – um uns herum schon fleißiges Gewimmel zur Organisation der großen Silvestertafel für alle hier im Guesthouse. Es gibt ein tolles Menü mit Seafood und später Feuerwerk am Strand. Doch dazu irgendwann mehr.

 

Euch allen einen guten Rutsch & alles Liebe für's neue Jahr! Lasst es krachen!

 



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Kommentare: 1
  • #1

    Judith (Sonntag, 08 Januar 2017 14:05)

    Hallo ihr beiden,
    Schön das die ersten Tage gut verlaufen sind.
    Hört sich sehr aufregend an.
    Wünsche euch noch einen schönen Urlaub.
    Mama


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