von AK & Tom

Wir sind wieder unterwegs, die Küste entlang von Galle Richtung Mirissa. Da es im Zug keine Ansagen gibt, welche die nächste Haltestelle ist, erst am Bahnsteig ein Schild steht und man dann Gefahr läuft während des kurzen Haltes seine 7 Sachen nicht rechtzeitig aus den Gepäckablagen gefummelt zu bekommen, sind wir ganz froh, dass wir mit unserer einheimischen SIM-Karte die Zugfahrt auf der Karte verfolgen können. So haben wir auch gesehen, dass unser gebuchtes Guesthouse näher an der Haltestelle vor Mirissa liegt als dort selbst. Und da Tuk Tuks hier ja nach Kilometern gezahlt werden, haben wir uns entschieden einfach schon eins früher auszusteigen – während alle anderen sich wunderten und weiter fuhren.
Allerdings wunderten wir uns dann auch ziemlich schnell, denn wir standen am einem Bahnsteig mitten im Wald jedoch ohne dazugehörige Straße, um uns herum nur Wiese!
Wo sind denn jetzt die ganzen Tuk Tuk-Fahrer, die sich sonst immer wie die Schmeißfliegen auf die Touris stürzen? Merkwürdig...
Also stapften wir mit unserem Gepäck, dass einmal mehr die Stabilität der Rollen unter Beweis stellen musste, einen Trampelpfad aus Staub und Steinen, immer an den Schienen entlang, entlang (?). Vorbei an kleinen, runtergekommenen Hütten – mit kläffenden, runtergekomnen Hunden. Wie es dieser eine Hund nun geschafft hat sich unter dem Zaun durchzuquetschen, wissen wir nicht mehr so genau, auf jeden Fall wurden wir von dem knurrenden Hund und der Hund von seinem rufenden Herrchen verfolgt. Drehte man sich um, blieben beide stehen, ging man weiter, folgte Gebelle und Gerufe – dieses Schauspiel wiederholte sich einige Male. Wir erreichten dem Trampelpfad folgend die nächste Straße während der Hund eingefangen wurde und schmissen uns förmlich vor den nächsten Tuk Tuk Fahrer. Der sah etwas creepy aus, mehr wie ein auf Drogen hängengebliebener Hippie mit langen grauen Haare, regenbogenfarbenem T-Shirt und kunterbuntem Lungi – dem Männerrock, der hier traditionell getragen wird. In seiner Welt gab es auch unser kleines Guesthouse nicht, weshalb wir ihn mit unserer Karte lotsten.
In Sri Lanka sind Hotel irgendwie noch nicht sehr verbreitet (oder zu teuer), dafür gibt es jedoch unzählige Homestays. In jeder Ecke des Landes bieten Familien mit übrigen Zimmern Übernachtungen an und heißen Gäste in ihren vier Wänden willkommen. Meistens kocht dann die Mutter ihre ganz eigene Version von Rice & Curry und es gibt unterschiedliche Versionen von Frühstück. Der Homestay „Inuja Guest“ in den wir uns eingebucht hatten, hat glaube ich noch nicht ganz so viele Gäste vor uns gesehen. Als wir aus dem Tuk Tuk stiegen, versammelte sich die Familie (inklusive dem kleinen Sohn “Inuja“) auf dem Rasen und lächelte etwas unbeholfen. Lediglich die älteste Tochter sprach ein paar Brocken Englisch und lud uns in ihr Haus ein. Unser Zimmer für die nächsten 3 Nächte ging direkt vom Wohnzimmer ab und war eher spartanisch eingerichtet, das Fenster mit Milchglas, die Muster der Stoffe etwas schräg... auf jeden Fall nicht schön. Dafür war das sich anschließende Bad nur für uns und riesengroß! Na gut, was man halt so erlebt. Viel Kommunikation mit der Familie hat zumindest in den folgenden Tagen mangels gleicher Sprache nicht stattgefunden – schade eigentlich, denn die Herzlichkeit der Familie und der gemeinsame Austausch macht den Homestay so besonders für uns.
Dafür mochten wir die Stimmung in Mirissa am abendlichen Strand mit seinen unzähligen Restaurants und weißen Tischen und Stühlen mit stimmungsvollem Kerzenlicht direkt am Wasser. Hier ist es irgendwie stilvoller als in Hikkaduwa, wo im Vergleich eher Ballermannstimmung herrscht. Allerdings sind wir am ersten Abend nicht in einem Strandrestaurant gewesen, sondern haben uns auf die Suche nach einem Roti Shop begeben, der uns wärmstens empfohlen wurde. Dazu mussten wir an der Hauptstraße entlang ohne von Bussen überfahren zu werden, einmal mal links, zwei mal rechts, es wurde immer dunkler und unheimlicher. Wir haben uns fast schon verloren gesehen, als die Karte zeigte wir sollen in eine ungeteerte Staubstraße abbiegen. Sind wir jetzt hier wirklich richtig? Am Strand sitzen andere in schicken Restaurant und essen fangfrischen Fisch und wir tapern im Dunkeln, in der hinterletzten Ecke des Dorfes rum, um einen Roti zu essen, den es an jeder Ecke gibt? Papperlapapp, Empfehlung ist Empfehlung!
Am Ende der dunklen Straße schauten wir links um die Mauer in eine Hofeinfahrt und da war er plötzlich: Dewminis Roti Shop! Auf zusammengewürfelten, ollen Plastikstühlen inmitten von abertausenden bunt blinkenden Lichtern saßen ausschließlich westliche Besucher glücklich schmatzend vor gehäuften Tellern. Wir ergatterten den letzten Platz und bestellten die als weltbeste angepriesenen Rotis und waren mehr als beschäftigt das Treiben um uns herum und insbesondere im Küchenhäuschen zu beobachten. Es wurde geschnippelt und gebruzelt und der unvergleichliche Klang von zwei Metallscheiben auf einer Kochplatte zum Hacken von Kottu Roti, den man auf der ganzen Insel hören kann, lang in der Luft. Wir haben tatsächlich köstlich gegessen und den Abend in einer wunderschönen Strandbar am Meer (inklusive nasser Füße von den anbrausenen Wellen) ausklingen lassen.
In den darauffolgenden Tagen haben wir Mirissa und seine Strände erkundet, sind bergauf, bergab zum Secret Beach gelaufen und haben dort einen Tag fernab der Touris an einem vor der Brandung geschützten Rockpool verbracht. Wir haben leckeren Fisch gegessen und mit Miriam & Andreas lieb gewonnene Reisebekanntschaften aus Beruwala wieder getroffen und einen geselligen Abend verbracht.
Unser „Mirissa-Mysterium“ weshalb ein paar Häuser weiter von unserem Homestay an einem ganzen Tag und bis tief in die Nacht hinein über Lautsprecher ein singhalesischer Singsang übertragen wurde und sich dazu Männer vor einem hell erleuchteten Haus versammelten und unseren Schlaf raubten, wird wohl nie abschließend geklärt werden können.
Um unseren Strandvergleich entlang der Küste weiter fortzusetzen, sieht die Reiseplanung als nächsten Halt „Tangalle“ vor, von dem alle so schwärmen – und nachdem wir uns jetzt schon so sehr an das Zugfahren gewöhnt hatten, sollte als nächstes unsere erste Busfahrt folgen, denn die Schienen waren hier zu Ende. Es bleibt also spannend...
Special credits to: Miriam & Andreas aus Luzern
Kommentar schreiben