AHOI UDAWALAWE!

von AK & Tom

Der letzte Tag in Tangalle beginnt und wir packen wieder unsere sieben Sachen (wenn es denn nur so wenige wären...in jeder Unterkunft scheinen die Backpacks zu explodieren und am Ende ist das ganze Zimmer voll mit Krams, von dem man denkt, er passe nie wieder zurück in die Taschen). Unser wundervoller Gast-Papa Chandana bringt uns mit seinem Auto zum Busbahnhof. Diesmal müssen beide Taschen wirklich ins Heck des Busses und wir steigen mit einem etwas mulmigen Gefühl vorne ein. Immerhin bekommt einer von uns einen Sitzplatz und los geht die wilde Fahrt. Mit 100 Sachen brausen wir über die üblichen kleinen Straßen Richtung Embilipitya. Dort angekommen wechseln wir den Bus und fahren in Richtung Udawalawe. Der neue Busfahrer ließ überraschender Weise seine Fahrt etwas ruhiger angehen als alle anderen zuvor und so fuhren wir mit gemächlicher Geschwindigkeit. Sehr entspannend muss ich sagen und so kann man auch mal die vorbei fliegende Landschaft bestaunen.

 


Kurz vor dem Ziel wurden wir sogar gefragt in welchem Guesthouse wir sind und der Zufall wollte es, dass der Fahrer Mohan, den Besitzer vom 'Walawe Park View Hotel', kannte und so ließ er uns direkt vor dem Tor der Unterkunft raus – perfekt! Bus-Taxi quasi.

 

Nicht so perfekt war allerdings die Unterkunft. Wir hatten uns zwar schon auf ein sehr einfaches Zimmer eingestellt für nur 11 Euro/Nacht (uns wurde die Unterkunft jedoch empfohlen, weil Mohan so ein guter Safari-Guide war), aber zwischen einfach und heruntergekommen und dreckig gibt es irgendwie doch noch einen Unterschied. Vielleicht hatten wir auch einfach nur das mieseste Zimmer bekommen...

 

Die dünne Matratze lag direkt auf unebenen Holzbohlen, die bei jeder Bewegung bedenklich knarzten und sich in unsere Rücken bohrten. Das Bettlaken war weit entfernt von sauber, die Wände übersät mit den Überresten toter Moskitos und in einer Ecke Schimmel, daher wohl auch der komische Geruch. Auch die flackernde, grell weiße Beleuchtung im Bad und die versifften Ablagen aus Plastik trug nicht zu unserem Wohlbefinden bei. Wie gut, dass wir unsere Hüttenschlafsäcke dabei haben – wir beschlossen, dass diese heute ihre Premiere feiern sollten! Allzu viel Zeit würden wir in dem Zimmer ja auch nicht verbringen, die Safari sollte schließlich zum Sonnenaufgang starten.

 

So hielten wir uns nicht lange auf und haben uns das kleine Dorf angeschaut. Ein geschäftiger Gemüsemarkt inklusive eines Popcorn-Verkäufers, der uns für nur umgerechnet 12 Cent eine riesen Tüte noch warmes und mit irgendetwas exotisch leckerem ummanteltes Popcorn kredenzte und ein paar kleine Geschäfte waren die ersten „Highlights“. Unser Spaziergag brachte uns zu einem großen Stausee. Wir folgten den Einheimischen durch ein kleines Loch im Elektrozaun und sahen mit großen Augen zu, wie die örtliche Bevölkerung, groß und klein, in Scharen im See ihr Bad nahm. Jugendliche mit seifig eingeschäumten Köpfen, Kinder die herumtollten und Wasserball spielten, viele hatten Zahnbürsten im Mund. Im Hintergrund graste eine Herde Elefanten und dazu ging die Sonne unter. Eine magische Stimmung.

 

Wir freuten uns schon jetzt riesig auf die morgige Safari! Um 5:30 sollte es losgehen, deshalb machten wir uns auf den Weg zurück in die Unterkunft um noch kurz etwas zu essen, bevor wir die Augen zuklappten um die Nacht in dem merkwürdigen Zimmer schnell hinter uns zu bringen.

 

Die warmen Sachen waren schon bereitgelegt und um 5 Uhr klingelte der Wecker. Es war stockdunkel draußen und wirklich kalt. Nach den heißen Tagen an der Küste kamen uns die schätzungsweise 20 Grad regelrecht frostig vor. Wir kuschelten uns in unsere Fleecejacken und mit ordentlich Fahrtwind (wir saßen schließlich draußen auf den erhöhten Sitzen, während Mohan in seinem Fahrerhäuschen geschützt war) raste unser Jeep zum Gate des Nationalparks. Mohan, unser Gastgeber, Fahrer und Guide in einem, hatte es eilig um in der Schlange am Ticketschalter möglichst weit vorne zu stehen und nicht mit der Masse in den Park zu strömen.

 

Im Park angekommen, haben wir dann auch einen anderen Weg eingeschlagen als alle anderen Jeeps und waren die ersten beiden Stunden ganz alleine. So langsam dämmerte es auch und wir sahen einen wirklich spektakulären Sonnenaufgang inmitten der Wildnis, alleine und nur begleitet von den Geräuschen des erwachenden Urwaldes.

 

Wir hörten hunderte von Pfauen rufen und über die Wege stolzieren, sahen Adler in den Bäumen und wunderschöne grüne Bee-Eater flattern. Dann kam der erste Elefant, ein einsamer Bulle, der gerade genüsslich ein Staubbad nahm und mit seinem Rüssel Erde auf seinen Rücken warf. Mohan meinte es gut mit uns und fuhr wirklich sehr nah an das Tier heran, so etwa drei Meter waren noch Platz zwischen uns und dem Elefanten. Der fand das allerdings (oh Wunder!) wohl gar nicht so lustig und kam heftig mit dem Kopf schüttelnd und den Rüssel schwingend auf uns zu.

 

Ich (Tom) saß auf der Seite des Jeeps auf die der Bulle gerade wütend zukam und ich glaube ich konnte seinen Atem spüren während ich mich weg duckte um nicht den Rüssel ab zu bekommen. So fühlt sich also echte Todesangst an :-) … ich glaube ich habe sogar einen mädchenhaften Schrei von mir gegeben. Auf jeden Fall fand ich das ganze gar nicht komisch während Mohan nur lauthals lachte „You afraid?“ hahaha... nicht witzig! „That was too close, man!“ darauf wieder nur ein lachen.

 

Also in Sri Lanka werden Safaris wohl etwas anders gemacht als wir sie aus dem Nationalpark „Welgevonden“ in Südafrika kennen. Dort halten die Jeeps einen respektvollen Abstand zu den Tieren und die Guides sprechen sich per Funk ab, um nicht zu viele Jeeps zur gleichen Zeit an einem Ort zu haben. Man fuhr auch nie zwischen eine Elefantenherde, so dass einzelne Tiere abgetrennt wurden und blieb auf keinen Fall mittendrin stehen. Auf Sri Lanka hingegen fährt man offensichtlich auch mal gerne bis auf drei Meter an die Elefanten ran und wenn sie dann näher kommen, fährt man auch nicht weiter. Die Tiere mögen sich schon an die knatternden Dieselmotoren gewöhnt haben, trotzdem sind sie wild und kann man das Tier nicht wirklich einschätzen, weiß nie was sie als nächstes tun.

 

Keine Ahnung wie man in Udawalawe eine Guide-Lizenz bekommt oder ob es ausreicht einen Safari-Jeep zu haben um Touris durch den Nationalpark zu fahren. Mohan kannte sich jedoch offensichtlich gut aus, denn im Gewirr der Wege fand er seine Route um Ecken, die für uns alle gleich aussahen. Er sah Tiere, die wir übersehen hätten, und kannte alle Bäume und Pflanzen beim Namen. Zeigte uns Krokodile und Affen, mehr Elefanten, Spuren von Leoparden und großen Schlangen im Sand, Vogelnester, ein Hornbill-Pärchen, Wasserbüffel. Diesmal mit mehr Abstand...

 

Dennoch bleibt bei uns ein fader Beigeschmack, ob der Beziehung zwischen Mensch und Tier auf Sri Lanka generell. Genauso wenig, wie wir uns an den Umgang mit den zahlreichen Straßenhunden gewöhnen können, die von Kindern mit Gummistiefeln und Cricket-Schlägern beworfen werden und sich großteils wirklich in einem desolaten Zustand befinden und deren Anblick einem wirklich das Herz zerreißt, wie sie mit offenen Wunden, humpelnd und teilweise mit ausgefallenem Fell im Müll nach Futter suchen, heißen wir es gut, für ein tolles Foto bei einer Safari derart nah an die Tiere zu fahren. Andere Länder, andere Sitten...wir können nur hoffen, dass sich hier irgendwann etwas ändern wird.

 

Zurück in der Unterkunft schnappten wir unsere Sachen und hielten den nächsten Bus an – auf nach Ella ins bergige Hochland!

 


Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Svenja (Freitag, 27 Januar 2017 17:29)

    Hallo ihr Lieben,
    Ich habe noch nicht gelesen (das mache ich genüsslich heute Abend), aber die Bilder durchgeklickt, daher eine Bitte - bringt ihr mir so einen putzigen grünen Vogel mit, im Notfall auch zwei?
    Die passen doch ganz wunderbar in unser Wohnzimmer! Danke :)


© ahoi ∙ welt 2016