von AK & Tom

Wir freuen uns so sehr wieder in Bangkok zu sein. Wir hatten uns schon vor sechs Jahren in diese verrückte Stadt verliebt. Entweder man liebt sie oder man hasst sie. Für uns hat es viel zu lange gedauert endlich wieder hier zu sein. Wenn man durch Bangkok wandelt, fragt man sich, wie das Leben hier genau funktionieren soll. Es ist laut und dreckig und hektisch und voll und Menschen sitzen auf den Bürgersteigen und verkaufen allerlei Krempel. Im Kontrast dazu gibt es super moderne Wolkenkratzer, riesige Malls im westlichen Stil mit Läden von Luxus bis Ramsch. Ganze Etagen sind dem Essen gewidmet. Und der Ladenbau und die Innenausstattung sind in so vielen Locations einfach hundert mal hübscher als bei uns und viel, viel individueller - einfach einzigartiger.
Die Stadt begrüßte uns mit einem wundervollen Sonnenaufgang vor der Skyline und im Vergleich zu Sri Lanka fanden wir uns in einer völlig anderen Welt. Viel weiter entwickelt, viel moderner. Was uns vor sechs Jahren noch in einen echten Kulturschock versetze, empfanden wir diesmal komplett anders. Hier war für uns erste Welt! Bürgersteige, alles relativ sauber, so aufgeräumt und so ruhig.
Keine hupenden Busse, keine Kamikaze Tuk Tuks. Alle benutzen die Fahrspuren – es war so entspannend. Frauen tragen Hosen und moderne Outfits, haben stylishe Handtaschen und lustige Brillen, alle schauen in ihre Handys. Es gibt Läden von Marken, die wir kennen, klimatisierte Malls, U-Bahn und Hochbahn, englische Ansagen, man kann sich frei und unabhängig ganz easy von A nach B bewegen. Und das Essen – so viel Auswahl und aus jedem Zipfel der Erde. Eine wahre Wohltat nach unserer Zeit in Sri Lanka, was dagegen eher dörfisch anmutet.
Wir haben uns im „A’Hostel“ eingebucht und nach der durchflogenen Nacht hat uns der Taxifahrer, der sofort wusste wo wir hin wollten, obwohl das Hostel nicht mal im Zentrum war (!), todmüde abgeliefert. Kaum angekommen, begrüßt uns Gapi, eine lustige und laut schnaufende, französische Bulldogge. Offensichtlich das Maskotchen des gesamten Hostels und auf jeden Fall für alle Scherze aufgelegt, tobte er durch die Lobby. Doch die kurze Nacht forderte ihren Tribut und wir mussten erstmal das überaus bequeme Bett testen und uns ausruhen.
Frisch ausgeschlafen machten wir uns auf den Weg zur ersten Mall. Wollten eintauchen in die tollen Scheinwelten. Zurück in der Konsumwelt! Doch in welche? MBK, Siam Discovery, Siam Place, Siam Paragon oder doch Central World... Solche Megamalls existieren in Europa einfach nicht, aber hier in Bangkok funktionieren sie einwandfrei. Die vielen Menschen halten sich bei den tropischen Temperaturen lieber in klimatisierten Bereichen auf als auf der Straße herum zu laufen. In Deutschland sind beim ersten Sonnenstrahl alle draußen.
Mit großen Augen ließen wir die Eindrücke auf uns wirken und das erstbeste Restaurant mit Thai Food war unsers! Satay! Tom Kha Gai! Laab Ped! Massaman Curry! Thai Ice Tea! Wir sind im Himmel! Gutes Essen kann so glücklich machen...uns zumindest.
Am nächsten Tag haben wir uns einfach treiben lassen und sind am Abend nach China Town gefahren, in jeder Stadt ein spannender Ort. Wir hatten Glück und sind genau rechtzeitig zum Chinese New Year gekommen. Wir freuten uns auf geschmückte Straßen und laute Böller – stattdessen, sah jedoch alles nur normal chaotisch aus. Nanu? Sonst sind die Chinesen doch immer extra verrückt zu dieser Zeit. Etwas verwundert schauten wir uns um und fragten schließlich einen gelangweilt drein schauenden Chinesen hinter einem Korb Mangos. „Chinese New Year?“ - „Ah no no, King dead!“ Ups, wie unsensibel von uns … wir hatten gar nicht bedacht, dass die Feier dieses Jahr wohl nicht stattfindet... Thailand ist ja immer noch in der einjährigen Staatstrauer um den Tod ihres geliebten Königs. Verständlich.
Wir machten uns auf in die berühmt berüchtigte Khao San Road, dort wo alle Backpacker absteigen und die wildesten Partys gefeiert werden. Damals, bei unserem ersten Besuch in der Stadt, hatten wir das gesamte Kulturprogramm und die meisten Tempel sowie den Königspalast inklusive Flussfahrt schon abgehakt, so dass wir diesmal ganz entspannt nur Dinge sehen wollten, die wir noch nicht kannten. Die verrückte Straße hatten wir damals ausgelassen.
Wir fühlten und schlagartig auf die Große Freiheit nach St. Pauli versetzt (nur viel größer!), links und rechts waren Clubs, Bars und Restaurants mit lauter Musik, dazwischen eine Menschenmasse. Aufdringliche Verkäufer bieten uns kleine Eimer gefüllt mit Vodka und bunten Strohhälmen an, andere halten Schilder hoch „10 $ Laughing“. Merkwürdig, ich hab schon gehört, dass manche Hugs, also Umarmungen, oder Kisses verkaufen – aber jetzt gibt’s schon Leute die für's Lachen zahlen? Eine Gruppe westlich aussehender junger Männer und Mädels mit viel zu kurzen Röcken torkelte an uns vorbei und kringelten sich mit hysterisch klingenden Stimmen und Luftballons in den Händen vor Lachen. Erst dann hab auch ich den aktuellen Trend verstanden – mit „Laughing“ ist Lachgas gemeint... wir sind eindeutig zu alt für diese Straße. Die Musik ist uns zu laut, die unterschiedlichen Songs mischen sich zu einem dröhnenden Etwas in unseren Ohren. Wir brüllen uns an, halten jeweils ein Ohr zu. Der Bass lässt die Haare vibrieren und verursacht ein merkwürdiges Gefühl im Magen. Zu viele Menschen, zu eng, zu heiß, zu viel, viel zu viel.
Wir retten uns in einen Massageladen und gönnen uns erst mal eine Stunde Fußmassage. Im zweiten Stock, der Lärm gedämpft, fühlen wir uns schon viel wohler. Den Rest des Abends verbrachten wir in einer gemütlichen Seitengasse und beobachteten das Treiben aus sicherer Entfernung. Wir sind froh über unsere Entscheidung, ein Hostel in einem anderen Teil der Stadt zu haben und nicht hier im Trubel.
Für den nächsten Tag stand eine neue Mall auf dem Plan: „Terminal 21“ - total abgefahren, oder besser „abgeflogen“?! Jedes der neun Stockwerk ist einer weltberühmten Einkaufsstraße nachempfunden, es gibt große Anzeigetafeln, die aussehen wie am Flughafen, die Rolltreppen ersetzen die Flüge – sogar die Sicherheitsleute sehen aus wie Piloten. Kein Wunder, dass wir uns magisch angezogen fühlen.
Ein wahres Erlebnis – wir finden uns auf der Champs Élysées wieder mit Mini-Eiffelturm, kurz danach in London mit roten Telefonzellen und Doppeldeckerbussen. Wir fahren mit dem Aufzug nach Rom und bewundern die vielen Details, Statuen an den Säulen, Marmor überall und sogar die Fassaden der Läden sind authentisch nachgebaut. Selbst die Toiletten sind in jedem Stockwerk anders! Ganz oben überspannt ein riesiger Nachbau der Golden Gate Bridge die gesamte Mall! Bei über 600 Läden und 50 Restaurants kann man hier locker den ganzen Tag verbringen und im kleinen Shop in einem Souk in Istanbul bis zum Luxuslabel in London einfach alles kaufen, was das Herz begehrt und Abends sogar noch in Hollywood oder der Karibik essen gehen. Der Wahnsinn!
Diesmal stand außerdem noch ein Besuch im Lumphini-Park an, ein grünes Kleinod in der wuseligen Stadt mit kitschigen Schwan-Tretbooten und schattenspendenden Bäumen. Hier drehen die Bangkoker ihre Joggingrunden, picknicken Familien und liegen geschaffte Touris im Gras. In den Kanälen haben wir riesige Warane gesehen – für einen Spaziergang wirklich schön.
Für abends haben wir spontan eine „Night Food Tour by Tuk Tuk“ gebucht. Wir trafen die gesellige Truppe mit Menschen aus aller Welt sowie unseren Guide Kim und wurden nach einer kurzen Einstimmung auf den Abend in unserer Tuk Tuks verteilt. Durch die Stadt brausen und an Orten Dinge essen, die man als Touri vielleicht nicht unbedingt auswählen würde, wie großartig!
Die Tuk Tuks in Bangkok sind nicht nur per se schon mal dreifach so groß wie die in Sri Lanka, offensichtlich sind sie auch fahrende Minidiscos mit bunter Beleuchtung und Soundsystem, denn unser Fahrer fragte gleich „You have iPhone with music?” und schmiss ein Kabel hinter. WHAT? KLAR HABEN WIR MUSIK! Wie geil ist das denn? Zu „One night in Bangkok“ brausten wir durch die Straßen und während „Eye of the Tiger“ wippten sogar die Polizisten am Straßenrand rhythmisch mit den Köpfen und konnten sich ein Lächeln nicht verkneifen.
Das erste „Restaurant“ voller Einheimischer hatte weißes grelles Licht, kalte Metalltische und das Essen wurde in weißen und hellrosa Plastikschalen serviert. Es gab Papayasalat und eine wahnsinnig leckere Suppe mit zart geschmorten Rippchen, unser geliebtes Laab Gai – gehacktes Huhn knusprig gebraten mit Chilli und Kräutern - und wundervoll mariniertes Schwein. Dazu allerlei höllisch scharfe Soßen, wir hätten uns rein legen können. Nach Sri Lanka eine Explosion völlig anderer Geschmacksknospen!
Weiter ging es zu einem kleinen Hawker (Straßenimbiss) mit Sticky Rice and Mango. Yummy! So leckere Mangos gibt es bei uns schlichtweg nicht zu kaufen.
Beim dritten Stopp, diesmal in China Town, haben wir eine kleine Führung durch die „Küche“ bekommen. Diese befand sich hinter dem Restaurant in einer dunklen Gasse im Freien! Es reihten sich Kochstelle an Kochstelle, dahinter unzählige Köche von weiteren Restaurants, die vor sich hin brutzelten, hier und da eine Stichflamme, offene Lebensmittel, kleine Kinder... „Vorne Hui, hinten Pfui“ würden wir sagen – hier ist das völlig normal. Es gab großartige breite Nudeln mit Huhn und einem Ei darüber. Die Konsistenz der Nudeln war glibschig und das Gericht genauso simpel wie lecker.
Danach ging es auf den Flower Market. Den haben wir schon vor sechs Jahren besucht, nur sah es da noch komplett anders aus. Damals saßen alle Händler in riesigen Blumenbergen auf dem Gehweg und man hatte nur einen kleine Gasse zum Gehen, musste sich regelrecht durchschlagen. Seit ungefähr zwei Jahren, so erzählte uns Kim, sind wohl alle Händler in eine Markthalle umgezogen und es werden nur noch vereinzelt Blumen auf der Straße angeboten. Auf der linken Seite bekommt man Blumen für Opfergaben und für Beerdigungen und rechts gibt es Blumen und Gestecke für fröhliche Angelegenheiten.
Am Ende unserer Marktrunde durch den wohl farbenfrohsten Teil Bangkoks, standen wir vor einem Stand mit allerlei frittierten Tierchen. War ja klar, dass man mit einer Foodtour durch Bangkok unweigerlich auch hier landet: inmitten von Skorpionen, Raupen, Käfern und Heuschrecken, alle in Sojasoße ertränkt und knusprig ausgebacken. Schon beginnen die Männer zu trommeln und einer nach dem anderen stellte sich der ekligen Mutprobe – bis am Ende „Augen zu und durch!“ fünf wirklich große Hüpfer knuspernd verspeist waren. Brrrr, gar nicht mal so lecker. Eigentlich nur salzig. Darauf schnell ein Schluck Bier. Prost Tom!
Als nächstes machen wir einen Abstecher in den zu dieser späten Stunde wundervoll beleuchteten und menschenleeren Tempel Wat Pho. Eine mystische Stimmung und die Stupas sehen faszinierend aus gegen den schwarzen Himmel. Gleich um die Ecke zeigte uns im Kim in einer kleinen Gasse Richtung Fluss das B&B Sala Arun mit traumhafter Dachterrassen-Bar „Eagles Nest“. Man hatte einen tollen Blick auf den Fluss, die Skyline und den gegenüberliegenden Tempel Wat Arun, der in der Dunkelheit wunderschön beleuchtet ist. Bei kühlen Getränken und bequemen Sofas hat sich die ganze Gruppe verquatscht und war bereit den schönen Abend gemeinsam ausklingen zu lassen. Doch Kim hatte tatsächlich noch einen Stopp parat. Es war Zeit für Pad Thai, angeblich das Beste in der Stadt. Also auf ins Thip Samai, der Laden hat täglich bis 02:00 Uhr morgens geöffnet und ist immer voll – inklusive Schlange am Eingang.
Die Küche befindet sich, wie sollte es auch anders sein, direkt auf dem Bürgersteig. Dort werden Tonnen von Pad Thai mit oder ohne Omelett zubereitet. Das Essen schmeckt, die Tour hat sich auf jeden Fall gelohnt. Ein leckerer, toller Abend und eine klare Empfehlung für alle Bangkok-Besucher!
Unseren letzten Tag in Bangkok haben wir im Hostel verbracht und gnadenlos das gute WiFi zur Reiseplanung und für den Blog ausgenutzt bis abends unser Bus fuhr: Nachtbus nach Ranong! Premiere! Wir sind schon auf den Zustand der Straßen gespannt und ob wir wohl schlafen können?
Nächster Halt: Koh Phayam!
Kommentar schreiben